[...]
Es gibt eine Objektivität: das ist die von Gott erschaffene
Kreatur. Mit der gesamten Kreatur leben und fühlen, aber
nicht mit jener, die der Mensch verunreinigt hat, sondern mit
jener, die aus der Hand ihres Schöpfers hervorging; in dieser
Kreatur eine andere, höhere Natur durchschauen; durch die
Rinde der Sünde den reinen Kern der göttlichen Schöpfung
betasten... Aber so sprechen bedeutet das gleiche, wie die Forderung
der wiederhergestellten, d.h. geistigen, Persönlichkeit
stellen. Und da erhebt sich wieder das Problem des Asketentums.
Nicht Fasten und andere körperliche Übungen, nicht
Tränen und gute Werke sind das Gut des Asketen, sondern
die in ihrer Ganzheit wiederhergestellte, d.h. keusch gewordene
Persönlichkeit. "Nichts" - so spricht der hl.
Methodius - "in der Natur ist böse, sondern das Böse
wird böse durch die Art seiner Nutzung."
In dem Menschen ist keine Realität, welche ein Böses
wäre; aber die falsche Benützung der Kräfte und
Fähigkeiten, d.h. die Umkehrung der Realitätsordnung,
ist ein Böses; dagegen besteht die Integrität-Keuschheit
nach dem Worte des hl. Ambrosius von Mediolanum "in der
unverletzten", "in der ungeschädigten Natur":
"puder virginis est intemerata natura."
Das Böse ist nichts anderes als eine geistige Verkrümmung,
und die Sünde ist alles, was dazu führt. Aber das Vorhandensein
einer solchen Verkrümmung fordert eine Orthopädie besonderer
Art, eine geistige Orthopädie. Eben diese Orthopädie
ist der schmale Weg des Asketentums im Sinne der heiligen Väter.
"Nicht darum" - so führt ein zeitgenössischer
Bischof aus - "wurde das Asketentum als eine Gesamtheit
von Begrenzungen und Einschränkungen gewisser Art zur Erlangung
der sittlichen Vollkommenheit notwendig, weil das Christentum
das fordert. Nein, das Christentum fordert von dem Menschen nur
die positive, sittliche Entwicklung, jedoch der sündhafte
Mensch selbst zeigt sich vollkommen unfähig, so zu leben,
wie das christliche Ideal fordert, und ist gezwungen, Maßregeln
verschiedener Art zu ergreifen, um den durch das Leben erworbenen
sündhaften Lebensinhalt in sich zu unterdrücken, "im
Schweiße seines Angesichts das himmlische Brot zu essen",
wie sich die Asketen ausdrücken.
Das geistige Leben ist die vom Herrn Jesus Christus verliehene
Rettung; das Asketentum aber ist der Weg zu ihr. Um aber nicht
nur die Aufgabe zu begreifen, welche dem Werk gestellt
wird, sondern auch sein besonderes Wesen, ist es notwendig, sich
ein wenig in jene Anordnung der Lebensorgane hineinzuversetzen,
welche einzig und allein mit Recht als Ordnung bezeichnet werden
kann, d.h. als die Keuschheit des Menschen.
Man kann von verschiedenen Seiten an die Verdeutlichung dieser
Ordnung herantreten, aber folgender Weg scheint uns der
einfachste - zum mindesten jedoch der anschaulichste zu sein.
Der Mensch ist in verschiedenem Sinne "gegeben". Aber
vor allem und in erster Linie ist er körperlich gegeben
- als Körper. Der menschliche Körper - das ist es,
was wir in erster Linie als den Menschen bezeichnen.
[...]
Aber was ist denn der Körper? - Nicht der
Stoff des menschlichen Organismus als Materie der Physiker verstanden,
sondern seine Form, und zwar nicht die Form seiner äußeren
Umrisse, sondern seine ganze Gestaltung als Totalität
- das ist es, was wir Körper nennen.
Der Körper ist ein Ganzes, ein Individuelles, ein Besonderes.
Es ist hier nicht der Ort zu beweisen, daß das Individuelle
jedes Organ des Körpers durchdringt, und daß daher
ein völlig unbezweifelbares, wenn auch vielleicht für
die Formeln der Charakterologie ungreifbares Band, irgendeine
Übereinstimmung zwischen den feinsten Eigentümlichkeiten
im Bau der Organe und den geringfügigsten Besonderheiten
der persönlichen Charakteristik besteht. Die Gesichtszüge,
der Bau des Schädels, die Linien der Hand- und Fußflächen,
die Form der Hände und der Finger, der Metallklang der Stimme,
welcher die kleinsten Besonderheiten im Bau der Stimmorgane ausdrückt,
die Handschrift, welche die feinsten Eigentümlichkeiten
der Muskelkontraktionen festhält, der Geschmack und die
Idiosynkrasien, welche zeigen, welcher Stoffe und Erregungen
ein bestimmter Organismus bedarf, d.h. was ihm fehlt usw. usw.,
überall schaut uns hier unter der Hülle des unpersönlichen
Stoffes die eine Persönlichkeit an. In dem Körper erscheint
überall seine Einheit. Und darum, je mehr wir uns in den
Begriff des "menschlichen Körpers" hineindenken,
um so hartnäckiger macht sich die Notwendigkeit geltend,
von der ontologischen Peripherie des Körpers zu seinem ontologischen
Mittelpunkt fortzuschreiten, d.h. zu jenem Körper,
welcher diese Mannigfaltigkeit von Organen und Funktionen zur
Einheit macht, ohne die auf alle diese Organe nur der Begriff
der omoiousia, keineswegs der Begriff
der omoousia anwendbar ist. Eben
diese Wurzel der Einheit des Körpers,
dieser Körper im Körper, dieser Körper
par excellence, dieser Körper im eigentlichen Sinn beschäftigt
uns. Was gewöhnlich als Körper bezeichnet wird, ist
nicht mehr als eine ontologische Oberfläche; aber
hinter ihr, jenseits dieser Hülle liegt die mystische
Tiefe unseres Wesens. Überhaupt ist alles, was wir
"äußere Natur" nennen - die gesamte "empirische
Wirklichkeit", unser "Körper" mit eingeschlossen
- nur die Oberfläche der Scheidewand zwischen zwei Tiefen
des Seins: der Tiefe des "Ich" und der Tiefe des "Nicht-Ich",
und man kann daher nicht sagen, ob unser Körper dem Ich
oder dem Nicht-Ich angehöre.
Was läßt sich denn über den Bau unseres wahren
Körpers sagen? Es möge seine die Umrisse andeutende
Hülle, es möge der "Körper" der Empirie
seine Organe und die Eigentümlichkeiten seines Baues aufzeigen!!
Vor allem zeigt sich eine Symmetrie der oberen und unteren Körperhälfte
- eine sogenannte Homotypie des "oberen" und
des "unteren" Poles. Das Unten des Menschen stellt
sich als Spiegelbild seines Oben dar. Die Organe, die Knochen,
das Muskel-, Blut- und Nervensystem, sogar die Krankheiten des
oberen und unteren Poles und die Wirkung der Arzneien erscheinen
als polar verknüpft. Wenn dem aber so ist, bedeutet diese
Übereinstimmung dann nicht, daß nicht diese
oder jene Extremität als ontologischer Mittelpunkt des Körpers
dient, sondern das Zentrum der Homotypie, d.h. der mittlere
Teil des Menschen? Welcher? - Schon ein oberflächlicher
Blick deutet auf die natürliche Gliederung des menschlichen
Körpers in Kopf, Brust und Unterleib hin,
wobei jeder dieser Teile als Ganzes genommen als ein Organ betrachtet
werden kann. In dem Unterleib konzentrieren sich die ernährenden
und fortpflanzenden Funktionen, in der Brust - die Gefühle,
und endlich im Kopf - das Leben des Bewußtseins.
In der Ebene der Empirie ist das Nervensystem unser Körper
im eigentlichsten Sinne; es hat in diesen drei Organen seine
Zentren, und soweit man es bei dem gegenwärtigen Stand des
Wissens erraten kann, sind diese Zentren eben die Zentren der
oben genannten Funktionen. Aber nicht um diese handelt es sich,
sondern darum, daß das Leben eines jeden der Organe - des
Kopfes, der Brust und des Unterleibs - durch entsprechende Trainierung
vertieft werden kann, und dann wird der Mensch zum Mystiker des
entsprechenden Organs. Die regelmäßige Entwicklung
aller Organe unter der Hegemonie jenes, mit dem die menschliche
Persönlichkeit vorzugsweise verbunden ist, d.h. der Brust
- das ist die normale Mystik, und sie wird nicht anders erreicht
als in der gnadenreichen Umgebung der Kirchlichkeit. Jede andere
Mystik gibt zwar eine Vertiefung, stört aber das Gleichgewicht
der Persönlichkeit, denn der Kern der Seele, unfähig
sich von der Gnade zu ernähren, wächst nicht in den
Schoß der Heiligen Trinität hinein, sondern irgendwo
zur Seite, vertrocknet und geht zugrunde. Dieser Art ist die
Mystik des Unterleibs, d.h. die Mystik der orgiastischen
Kulte des Altertums und der Gegenwart und teilweise die Mystik
des Katholizismus. Dieser Art ist auch die Mystik des Kopfes
oder das Yoga, welches in den Ländern des Orients,
besonders in Indien, verbreitet ist und von den Okkultisten verschiedener
Sekten, insbesondere von den Theosophen in die europäische
Welt hineingetragen wurde.
Nur die Mystik des Mittelpunkts im menschlichen Wesen,
die Mystik, welche in erster Linie der Gnade, die sein Innerstes
nährt, den Zugang zum Menschen eröffnet, nur diese
Mystik bessert die Persönlichkeit und gibt ihr die Möglichkeit
eines planmäßigen Wachstums. Jede andere Mystik dagegen
vergrößert notwendig das ohnedies gestörte Gleichgewicht
des Lebens und bringt die Natur des sündhaften Menschen
endgültig zur Entartung.
Eben darin liegt die Gefahr der "Verführung"
und der falschen Mystik, daß es, je mehr und je
gewissenhafter der ihr verfallene Mensch an sich zu arbeiten
bemüht ist, um so schlimmer für ihn ist; und nur der
schlimmste Sturz kann ihn zur Besinnung bringen und zur Zerstörung
dessen, was er so sorgfältig aufbaute. Gleichwie der Wanderer,
der einen falschen Weg einschlug, je mehr er eilt, sich um so
weiter von seinem Ziele entfernt, gerade so geht auch der Asket,
welcher von der Bahn der Kirchlichkeit abwich, durch sein Asketentum
zugrunde. Nicht umsonst warnen die geistigen Ältesten die
Anfänger: "Fürchte keine Sünde, selbst die
Unzucht fürchte nicht, fürchte nichts; aber fürchte
das Gebet und die Werke."
Also ist die kirchliche Mystik die Mystik der Brust. Aber
als Zentrum der Brust galt von altersher das Herz, wenigstens
das Organ, welches diesen Namen trug. Wenn die Brust der Mittelpunkt
des Körpers ist, so ist das Herz der Mittelpunkt der Brust.
Und dem Herzen wandte sich von altersher die ganze Aufmerksamkeit
der kirchlichen Mystik zu.
[...]
Die Läuterung des Herzens gibt die Gemeinschaft mit Gott,
und die Gemeinschaft mit Gott richtet die ganze Persönlichkeit
des Asketen auf und ordnet sie. Die ganze Persönlichkeit
durchströmend und durchdringend heiligt das Licht der göttlichen
Liebe auch die Schranke der Persönlichkeit, den Leib, und
strahlt von hier in die für die Persönlichkeit äußere
Natur aus. Durch die Wurzel, mit der sich die geistige Persönlichkeit
in den Himmel versenkt, heiligt die Gnade auch alles den Asketen
Umgebende und ergießt sich in den Schoß der gesamten
Kreatur. Der Leib, diese gemeinsame Grenze des Menschen und der
übrigen Kreatur, verbindet sie in eins. Wenn daher der von
Gott abgefallene Mensch die gesamte Kreatur nach sich zog und,
indem er ihr Wesen verdarb, auch die Ordnung der Natur verkehrte,
so führt der von Gott wiederhergestellte Mensch den ursprünglichen
Einklang und die Harmonie in die Kreatur ein, welche "sich
sehnet und ängstet noch immerdar" (Röm. 8, 22)
und "wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes"
(Röm. 8, 19). Der Mensch ist durch seinen Körper
mit allem Fleische verbunden, und dieses Band ist so eng, daß
das Schicksal des Menschen und das Schicksal der gesamten Kreatur
unzertrennlich sind.
Der Göttliche Bund war ja doch von Gott nicht nur mit dem
Menschen, sondern mit der gesamten Kreatur geschlossen.
In dem Bunde Gottes mit Noah (1. Mos. 9) wird dieser Gedanke
mit aller Bestimmtheit wiederholt ausgesprochen.
[...]
Wenn die Entartung der menschlichen Natur die Entartung der gesamten
Kreatur nach sich zieht, und die harmonische Gestaltung des Menschen
die harmonische Gestaltung der Kreatur, so drängt sich uns
die Frage nach den konkreten Zügen dieser keusch gewordenen
Kreatur auf, d.h. jener Anfänge des paradiesischen Zustandes,
welche der Asket schon jetzt in diesem Leben erreicht, vor der
allgemeinen Veränderung der Welt. Um aber das Wesen dieses
irdischen Paradieses der Asketen, dieser Mystik des Herzens,
deutlicher zu erfassen, muß man sich daran erinnern, daß
die von der falschen Mystik bewirkte Entartung, die Versetzung
des Zentrums des menschlichen Daseins, von einem zweifachen Typus
sein kann. Entweder es handelt sich dabei um die Mystik des Kopfes,
um eine mystische Überentwicklung des Intellekts, welcher
nicht vom Herzen mit Gnade ernährt wird, sondern sich selbständig
mit teuflischem Hochmut ernährt und sich bemüht, durch
falsches Wissen alle Geheimnisse der Erde und des Himmels zu
umfassen, oder aber es handelt sich dabei umgekehrt um eine mystische
Überentwicklung des organischen Lebens, um die Mystik des
Unterleibes, welche wiederum die Quellen des Lebens nicht von
dem die Geistigkeit ausströmenden Herzen empfängt,
sondern von den Teufeln durch Unreinheit. Hier wie dort erscheint
die Persönlichkeit nicht in ihrer Ganzheit, sondern zersplittert
und entartet, ohne Mittelpunkt. Durch eine Zurückdrängung
des hochmütigen Intellekts unterscheidet sich der Asket
von den Mystikern des ersten Typus; durch eine Zügelung
des begehrlichen Unterlelbs - von den Mystikern des letzteren
Typus. Alles, wodurch der Asket lebt, entsteht bei ihm nicht
willkürlich in diesem oder jenem einzelnen Organ, sondern
in dem lebendigen Mittelpunkt seines Wesens, im Herzen, und zwar
unter der gnadenreichen Einwirkung des Geistes-Trösters.
Da es im Mittelpunkt des gesamten von der Gnade geläuterten
Wesens entstand, verbreitet sich die Lebensbewegung natürlich
(nicht widernatürlich wie bei den Pseudo-Mystikern) über
die Organe der Lebenstätigkeit, und darum wirken sie in
voller Übereinstimmung miteinander.
Er ist wesentlich mit der gesamten Kreatur verbunden und meidet
nichts, was der Kreatur eigentümlich ist; aber ihm, seiner
Empfindung der Kreatur, fehlt die Begierde. Er dringt tief ein
in die Geheimnisse des Himmels und der Erde und ermangelt nicht
des Wissens von ihnen, aber in ihm, in seiner Erkenntnis der
Geheimnisse, ist kein Hochmut. Die schlechte Unendlichkeit der
Zügellosigkeit sowohl in der materiellen als auch in der
intellektuellen Welt ist schlechterdings aus ihm ausgeschieden,
da sie in ihrer Wurzel selbst, im Herzen, untergraben ist. Er
hat einen unvergänglichen Leib und einen unvergänglichen
Intellekt. Und mehr als das: sogar die vom Geiste nicht erfüllten
Menschen erhalten vom Asketen Kräfte für ein besseres
Verhältnis zur Kreatur.
Der vergeistigte Asket schwingt sich über die Natur empor.
"Wer von den starken Männern" - sagt Makarius
der Große - "oder von den Weisen, oder von den Verständigen
stieg zum Himmel empor, während er noch auf der Erde
weilte und vollbrachte dort geistige Werke, indem er die
Schönheit des Geistes schaute? Jetzt aber wirft sich einer,
welcher seiner Gestalt nach ein Bettler, bis zum äußersten
arm und erniedrigt und den Nachbarn sogar völlig unbekannt
ist, mit seinem Angesicht vor Gott nieder, erhebt sich, vom Geiste
geleitet, in den Himmel und genießt mit unzweifelhafter
Gewißheit in seiner Seele die dortigen Wunder!" Und
nach dem Worte des Nikita Stifatos "wenn jemand des Heiligen
Geistes teilhaftig wird, und Seine Kraft aus Seiner unaussprechlichen
Wirkung und Seinem Wohlgeruch in sich erkennt,
die sich sogar im Körper in fühlbarer Weise offenbaren,
so kann ein solcher in den Grenzen der Natur nicht verbleiben...
er empfindet weder Hunger noch Durst noch auch andere natürliche
Bedürfnisse". Er verwandelt sich, und alle Eigenschaften
seines natürlichen Wesens verändern sich. "Wer
die Gnade hat", - sagt der hl. Makarius der Große
- "hat einen anderen Verstand, einen anderen
Sinn, eine andere Weisheit als die Weisheit dieser Welt."
Das Mönchtum selbst ist gar nichts anderes als Geisigkeit,
und die Geistigkeit kann nicht umhin, Mönchtum zu sein.
Und hier, für das mönchische Bewußtsein,
wird die ganze Weit zu einer anderen. Indem sich der Mönch
vom irdischen Leben entfernt, er sich dem universalen
Leben. "Nach der inneren Stimmung der Seele" - so sagt
Nikita Stifatos - "verändert sich die Natur der Dinge";
"wer das wahre Gebet und die Liebe erlangt hat" - bezeugt
derselbe - "der hat keine Unterscheidung der Dinge, der
unterscheidet den Gerechten nicht vom Sünder, sondern liebt
alle gleichmäßig und richtet sie nicht, wie auch Gott
die Sonne leuchten läßt und den Regen sendet über
Gerechte und Ungerechte." Indem der Asket das Universum
segnet, sieht er in den Dingen überall und immer göttliche
Erscheinungen und göttliche Schriftzeichen; jede Kreatur
ist für ihn eine Leiter, auf der die Engel Gottes in das
Erdental herabsteigen; alles Irdische ist ein Bild des Himmlischen.
Die ganze Natur ist für ihn ein "Buch", wie der
hl. Antonius der Große von sich gesagt bat.
[...]
Zwei Gefühle, zwei Ideen, zwei Voraussetzungen waren notwendig
für die Möglichkeit einer Entstehung der Wissenschaft:
erstens das Gefühl und die Idee, welche die gesetzmäßige
Einheit der Kreatur zu ihrem Inhalt haben (im Gegensatz zu
der launischen Willkür der Dämonen, welche mit sich
"alles" erfüllen); zweitens das Gefühl und
die Idee, weiche die wahre Realität der Kreatur als
solcher behaupten. Nur diese beiden Ideen und Gefühle würden
die Möglichkeit geben, mit furchtlosem und geradem Blick
in ihr Innerstes einzudringen, vertrauensvoll ganz nah an sie
heranzutreten und sie freudig zu lieben.
Es war nötig, in das Bewußtsein - um einen theologischen
Ausdruck zu gebrauchen - zwei Dogmen einzuführen, nämlich:
das Dogma von der Vorsehung des Einen Gottes und das Dogma von
der Erschaffung der Welt durch den Guten Gott, d.h. von der Verleihung
eines eigenen und selbständigen Seins an die Kreatur. Die
Göttliche Vorsehung und die Freiheit der Kreatur bilden
in ihrer Antinomie ein Dogma - das Dogma von der göttlichen
Liebe zur Kreatur, welche ihren Grund in der Idee Gottes,
der die Liebe ist, d.h. in der Idee der Dreieinigkeit der Gottheit
hat. Diese Antinomie erscheint in ihrer ganzen Entschiedenheit
als Fundament der zeitgenössischen Wissenschaft. Außer
ihr gibt es keine Wissenschaft. Wenn somit früher gezeigt
wurde, daß das Dogma der Trinität der Ausgangspunkt
der Philosophie ist, so tritt jetzt zutage, daß es als
Regel für den Aufbau der Wissenschaft dient.
Beide Ideen, welche dem Bestehen der Wissenschaft als Bedingungen
zugrunde liegen, vor allem aber die erstere, waren in den alttestamentlichen
Büchern der Bibel enthalten.
[...]
Die hervorragenden Repräsentanten der monotheistischen Gottesauffassung
sehen in dem Monotheismus eine Bedingung der Möglichkeit
der Wissenschaft, in der Beschäftigung aber mit der Wissenschaft
- einen notwendigen Ausdruck und ein Zur-Geltung-kommen ihrer
Überzeugungen. "Bei der Herrschaft des Polytheismus
dagegen ist die Entstehung der Wissenschaft unmöglich",
denn "der Polytheismus prädisponiert den Menschen zur
Trennung und Isolierung der Erscheinungen, lenkt die Bewegung
seines Denkens nach einer anderen Seite und hält die Entwicklung
des Wissens zurück." "In Ländern, wo der
Polytheismus herrscht, können von Zeit zu Zeit große
Männer erscheinen, welche vermöge eines gewaltigen
Aufschwungs ihres Verstandes unter Befreiung von den polytheistischen
Begriffen ihres Landes in größerem oder geringerem
Maße die Regelmäßigkeit und Einheit der Naturerscheinungen
entdecken; aber ihre Begriffe und Anschauungen können nicht
Wurzel fassen; sie bleiben ohne jede Wirkung auf die Intellekte
und haben infolgedessen keinen Einfluß auf die Entwicklung
des Wissens. Das hat seinen Grund darin, daß in den polytheistischen
Ländern die Richtung der Geister der Richtung der Wissenschaft
völlig entgegengesetzt ist. Der Polytheismus strebt nach
Trennung und Isolierung der Welterscheinungen, die Wissenschaft
dagegen strebt nach ihrer Vereinigung und Verallgemeinerung.
Der Polytheismus macht die Geister geneigt, jede Erscheinung
einer besonderen Ursache zuzuschreiben; dagegen lehrt sie die
Wissenschaft, die Vielheit der Erscheinungen auf ein und dieselbe
Ursache zurückzuführen. Aber indem der Monotheismus
die Menschen lehrt, daß alles, was in der Welt vor sich
gebt, das eine oberste Wesen zu seinem Prinzip bat, muß
er, wie oben gezeigt wurde, unausbleiblich zur Wissenschaft führen."
[...]
Nur das Christentum hat eine bis dahin nie gesehene Verliebtheit
in die Kreatur erzeugt und das Herz durch ein liebevolles Erbarmen
mit allem Existierenden verwundet. Das "Naturgefühl"
- wenn man darunter das Verhältnis zur Kreatur selbst
versteht, nicht zu ihren Formen, wenn man in ihm etwas mehr sieht
als einen äußeren subjektiv-ästhetischen Genuß
der "Naturschönheiten" - dieses Gefühl ist
durchaus christlich und außerhalb des Christentums völlig
undenkbar, denn es setzt das Gefühl von der Realität
der Kreatur voraus. Aber dieses Naturgefühl entstand und
entsteht nicht in der Seele der "gemäßigten",
protestantisierenden und auf jegliche Art rationalisierenden
Homoiusianer, welche dem Verstande alles zu Gefallen tun, sondern
bei den Asketen und Bändigern des Verstandes, bei den strengen
Vollbringern von Werken - bei den Anhängern der Homousie.
Dieses Verhältnis zur Kreatur wurde erst dann denkbar, als
die Menschen in der Kreatur nicht nur eine Schale der Dämonen
erblickten, nicht irgendeine Emanation der Gottheit und nicht
ihre wesenlose Erscheinung gleich der Erscheinung des Regenbogens
in den Wassertropfen, sondern eine selbständige, eigengesetzliche
und selbstverantwortliche göttliche Schöpfung, die
von Gott geliebt wird und fähig ist, Seine Liebe zu erwidern.
Im Gegenteil, alle anderen Vorstellungen, welche die Kreatur
zu erheben scheinen, verwandeln sie in Wahrheit in ein Nichts:
ihre Selbständigkeit, ihr eigenes Sein und folglich ihre
freie Selbstbestimmung ist eine leere Scheinbarkeit. Die
Kreatur als solche ist ein entschiedenes Nichts, und real sind
nur die Dämonen oder die "Substanz", welche diesem
Nichts zugrunde liegt - eine unbekannte und unerbittliche Substanz;
aber sowohl die Dämonen als auch die Substanz sind, da sie
die Selbst-Begründung der Dreifaltigen Liebe nicht in sich
haben, nicht unbedingt und darum ebenfalls scheinbar. Jede Weltanschauung
außer dem Christentum ist in ihrem innersten Wesen akosmistisch
und atheistisch: für sie gibt es weder Gott noch die Welt.
"Gott kann nicht aufhören, Gott zu sein, wie das Dreieck
es nicht verhindern kann, daß die Summe seiner Winkel zwei
Rechten gleicht"; der göttliche Egoismus - das war
es, was Gott in einen Dämon verwandelte. Im Gegenteil, die
christliche Idee Gottes als der Wesentlichen Liebe, als der Liebe
in Sich und darum auch außer Sich; die Idee der göttlichen
Demut, der Selbst-Erniedrigung Gottes, welche sich zuerst in
der Schöpfung der Welt, d.h. in der Schaffung eines selbständigen
Seins neben sich, in der Verleihung der Freiheit an dieses, sich
nach seinen eigenen Gesetzen zu entwickeln und folglich in der
freiwilligen Begrenzung Seiner Selbst manifestiert; die Idee
der göttlichen Demut, der göttlichen Selbst-Erniedrigung
- diese Idee, sage ich, war vor allem der Boden für die
Anerkennung der Selbständigkeit der Kreatur und darum ihrer
sittlichen Verantwortlichkeit vor Gott. In der alten Welt konnte
es keine sittliche Verantwortlichkeitsidee der Kreatur vor Gott
geben, weil es die Idee von der Freiheit der Kreatur nicht d
gab. Christus führte die Idee von der göttlichen Demut
bis an die äußerste Grenze: indem Gott in die Welt
eintritt, legt Er die Gestalt seiner Herrlichkeit ab und nimmt
die Gestalt Seiner Kreatur an (Phil. 2, 6-8), unterwirft
sich den Gesetzen des kreatürlichen Lebens - stört
den Weltlauf nicht, schlendert keine Blitze auf die Welt und
betäubt sie nicht mit Donnergetöse, wie die Heiden
es sich vorstellten (es genügt, an den Mythos von Zeus und
Semele zu erinnern), sondern erstrahlt vor ihr nur m mildem Licht,
indem Er Seine sündhafte und zerquälte Kreatur an sich
zieht - sie zur Vernunft bringt, aber nicht straft. Gott liebt
Seine Kreatur und steht für sie, für ihre Sünde
Qual aus. Gott streckt Seine Hände Seiner Kreatur entgegen,
bittet und ruft sie zu sich, erwartet Seinen verlorenen Sohn.
Aber die an der Spitze der Kreatur stehende Menschheit ist für
sie vor Gott verantwortlich, gleichwie auch ein Mensch für
den anderen verantwortlich ist.
Freilich ist hier die dogmatische Idee ungenau zum Ausdruck gebracht;
aber das geschah mit Vorbedacht, weil sich auf diese Weise die
Erlebnisse in einem gröberen und darum anschaulicheren Umriß
darstellen.
Die Erwartung der Rettung und der Erneuerung für die Kreatur,
das quälende Gefühl der freien Verantwortlichkeit für
die Kreatur, das bohrende Mitleid mit ihr, das tiefgehende Bewußtsein
der eigenen Ohnmacht - der Ohnmacht wegen der Sünde und
Unreinheit - dringen schneidend bis zum verborgenen Tränenquell
in die Seele des Asketen ein. Wir, die wir erlöst sind,
wir, die wir von Gott alles erhielten, wir, die wir in der Sünde
vergraben sind, sehen oft die Welt nicht einmal durch diese Sünde
hindurch, obwohl "Gott die Welt also geliebt hat, daß
Er Seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn
glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt, daß er die Welt
richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde"
(Joh. 3, 16, 17); - obwohl Christus in dem feierlichsten Augenblick
seines Erdenlebens seinen Jüngern geboten hat: "Gehet
hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur"
(Mark. 16, 15); - obwohl wir "die Hoffnung des Evangeliums"
haben, "welches gepredigt ist unter aller Kreatur, die
unter dem Himmel ist" (Kol. 1, 23); -
obwohl "das ängstliche Harren der Kreatur auf
die Offenbarung der Kinder Gottes wartet; sintemal die Kreatur
unterworfen ist der Eitelkeit ohne ihren Willen, sondern
um des Willen, der sie unterworfen hat auf Hoffnung; denn auch
die Kreatur frei werden wird von dem Dienst des vergänglichen
Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir
wissen, daß alle Kreatur sehnet sich mit uns und
ängstet sich noch immerdar; nicht allein aber sie, sondern
auch wir selbst, die wir haben des Geistes Erstlinge, sehnen
uns auch bei uns selbst nach der Kindschaft und warten auf unseres
Leibes Erlösung." (Röm. 8, 19-23)
"Die Liebe zur Natur... Aber die Askese, aber die Flucht
vor der Natur?" werden die Weltmenschen einwenden. Als Antwort
darauf behaupte ich im voraus, daß der Geist des christlichen
Asketentums in der profanen Literatur bisher ganz und gar nicht
verstanden worden ist und alles, was über ihn gesagt wird,
nur äußerlich und ohne Beweise vorgebracht wird. Die
Äußerungen weltlicher Schriftsteller über die
geistliche Übung sind meistenteils "klägliche"
Worte, zu denen übrigens teilweise die Ungewandtheit ihrer
kirchlichen Gegner, teilweise die Unmöglichkeit, über
die asketische Erfahrung außerhalb der Erfahrung
selbst zu sprechen, den Anlaß gaben. Das hat zur Folge,
daß man gewöhnlich den wesentlichen Unterschied des
christlichen Asketentums von dem Asketentum der anderen Religionen,
insbesondere der indischen nicht sieht. Es ist freilich nicht
schwer, ihre Identität zu "beweisen", indem man
einzelne Worte und aus dem Zusammenhang gerissene Aussprüche
zusammenstellt. Wer aber in das innere Wesen der beiden Arten
des Asketentums eingedrungen ist, der wird zugeben, daß
es nichts Entgegengesetzteres gibt als eben sie. Jenes Asketentum
ist eine Flucht, dieses ist ein Kunstgriff; jenes ist trübe,
dieses - freudig. Jenes gründet sich auf die schlimme Botschaft
vom Bösen, welches über die Welt herrscht; dieses -
auf die frohe Botschaft vom Sieg, welcher das Böse in der
Welt bezwungen hat. Jenes gibt die Überlegenheit, dieses
- die Heiligkeit. Jenes geht vorn Menschen aus, dieses - von
Gott. Jenes verabscheut die Kreatur, obwohl es von ihrem Bösen
unwillkürlich angezogen wird, indem es eine magische Gewalt
über sie erlangen möchte; dieses ist in die Kreatur
verliebt, obwohl es die Sünde haßt, welche sie verzehrt;
und der Asket bedarf keiner magischen Kräfte, weil die begnadete
Kreatur das Joch der Heteronomie der Sünde fortnehmen und
fähig sein wird, durch sich selbst nach dem ihr von Ewigkeit
her gegebenen Bilde des Seins zu leben. Für jenes Asketentum
ist alles schattenhaft und erscheint nur von außen schön,
im Inneren aber ist es greulich und voller Fäulnis; für
dieses ist alles voller Realität, und die sichtbare Schönheit
ist nur ein "Aufwurf" und Moder im Vergleich zu dem,
was sich in dem geheimen Innersten der von Gott erschaffenen
Kreatur verbirgt. Für jenes Asketentum ist die Kreatur sklavisch
an ihre Ursache gebunden; für dieses übt sie in bezug
auf den Schöpfer und Vater freie Selbstbestimmung aus. Für
jenes Asketentum ist der Tod das konstitutive Element des kreatürlichen
Lebens; für dieses ist er eine sinnlose, zufällige
Erscheinung, die von Christus schon in der Wurzel untergraben
ist. Jener Asket flieht, um zu fliehen, er versteckt sich; dieser
flieht, um rein zu werden, er überwindet. Jener schließt
die Augen vor der Kreatur; dieser trachtet danach, sie hell werden
zu lassen, um klarer zu sehen. Es gibt gar nichts Entgegengesetzteres
als diese beiden Arten des Asketentums. Die Verzweiflung und
der Triumph, der Trübsinn und die Freude - das ist schon
der anfängliche Unterschied.
Aber je schärfer diese eigenartigen Elemente der christlichen
Beziehung zur Kreatur überhaupt und insbesondere zum Menschen
hervortreten, um so größer ist das asketische Werk.
Ein Christ, der das asketische Werk bis zum äußersten
nicht anerkennt, der sich nicht durch Mühsal erzogen hat;
ein Christ, der fortfährt, "von dieser Welt" zu
bleiben; ein Christ, der unfähig ist und nicht danach strebt,
"über dem weltlichen Gefüge" zu sein - ein
solcher kann die göttliche Kreatur lästern, vor dieser
oder jener natürlichen Erscheinung des kreatürlichen
Lebens verächtlich die Stirn runzeln und sich davor ekeln.
Sieh nur, ist es nicht die Intelligenz, welche sich vor der Ehe
ekelt? Ist nicht Leo Tolstojs "Kreuzersonate"
- dieses typische Werk aus der Sphäre der Intelligenz -
Schmutz und Lästerung zugleich? Verneint nicht das nachsichtig-verächtliche
und im Grunde genommen unflätig-ekle Hindeuten der Männer
einer "wissenschaftlichen" Weltanschauung auf den Körper
den Körper selbst in seiner geheimnisvollen Tiefe, in seiner
mystischen Wurzel? Das Asketentum wird darum nicht anerkannt,
weil sein ideelles Wesen nicht anerkannt wird - die Idee der
Vergottung, die Idee des heiligen Leibes -, wenn
ich mich dieser von den Häretikern verdorbenen Redeweisen
bedienen darf.
Die Intellektuellen werfen der kirchlichen Lebensauffassung den
metaphysischen Dualismus vor und bemerken selbst nicht, daß
sie die Lüge des Dualismus von sich auf die Kirche
abwälzen. Indessen enthüllt die kirchenväterliche
Theologie in sehr bestimmter Weise die Wahrheit, daß das
ewige Leben nicht nur das Leben der Seele, sondern auch dasjenige
des Leibes sei; so nach dem hl. Gregor von Nyssa: h zwh auth ou thV yuchV
esti monon, alla kai tou swmatoV. Nicht nur "die Seele des Christen"
wird der "göttlichen Natur teilhaftig", sondern
auch der Leib; der Mensch vereinigt sich mit Gott geistig und
leiblich. Wie Simeon der Neue Theologe sagt, "homo Deo spiritualiter
corporaliterque unitur". Die Läuterung des Herzens
eröffnet den Ausblick auf die himmlische Welt und gestaltet
dadurch den ganzen Menschen. Geheiligt wird die Seele, geheiligt
wird auch der Leib; der heiligen Seele ist auch der heilige Leib
verbunden.
Die Pfeiler der kirchlichen Lebensauffassung - der heilige Irenäus
von Lyon, der heilige Methodius von Patara, der heilige Athanasius
der Große, der heilige Johannes Chrysostomos und eine Menge
anderer bringen diese Idee so klar zum Ausdruck und beharren
auf ihr so unerschütterlich, daß der Leser, welcher
das Asketentum mit den Augen der profanen Schriftsteller betrachtet,
welche vom Asketentum, entweder aus Unwissenheit oder aus böser
Absicht gegen die Kirche, sprechen, notwendig verblüfft
sein muß.
Die Idee des heiligen Leibes...
Ihr dient das Fasten; und aus demselben Grunde, dessentwegen
das Fasten verworfen wird, schämt sich die Intelligenz
des Essens. Das ist aufrichtig, und eben darin liegt das Entsetzliche,
daß es aufrichtig ist. Zum Essen, geschweige denn zum Kosten
ist der Intellektuelle unfähig - er weiß nicht einmal,
was kosten, was heiliges Essen bedeutet: sie "kosten"
die Gabe Gottes nicht, sie "essen" nicht einmal die
Nahrung, sondern sie verschlingen chemische Stoffe. Es vollzieht
sich nur eine tierische, nackte "physiologische Funktion",
welche qualvoll beschämend ist; und diese "Funktion"
verachtet man, man schämt sich ihrer. Man schämt sich
und tut es; darum ißt der Intellektuelle zynisch, verehelicht
sich zynisch, herausfordernd, mit Verletzung der eigenen und
fremden Schamhaftigkeit. In der Seele ist keine Ruhe und kein
Frieden, sondern Verwirrung und Schwere: - das erste Anzeichen
einer nicht begnadeten, dem Leben undankbaren Seele, welche die
unschätzbare Gabe Gottes verwirft und das Sein hochmütig
nach ihrer Art umgestalten möchte.
[...]
[Übersetzung
Nikolai von Bubnoff]
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